Majestätisch recken sich die Berge aus tiefen Tälern dem Himmel entgegen. Die Dolomiten waren vor vielen Millionen Jahren einst umspült von den Wogen des Meeres, später dann von Eis bedeckt. Sonne, Wind und Wolken flirten seither mit den kantigen Gipfeln. 2009 nahm die UNESCO die Dolomiten in das Weltnaturerbe auf.
Die Dolomiten – Schauplatz von Sagen
Die eng nebeneinanderstehenden Felsformationen sind übriggebliebene Meeresgrund-Reste aus einem tropischen Meer. Teilweise erreichen sie eine Höhe von über 3000 Metern. Die ersten Entdecker im 16. und 17. Jahrhundert nannten sie das “Reich der Titanen” oder die “bleichen Berge”.
Die „Wolkenkratzer“ aus Stein waren heiß umkämpft und zahlreiche Sagen erzählen von Schlössern mit Königen, Prinzessinnen, Feen, Zauberern und Zwergen. Fesselnde, geheimnisvolle Geschichten ranken sich um die unbeschreiblich schönen Gipfel der Dolomiten.
Von München nach Kastelruth
Schon die Anreise, ob aus München, Venedig oder Innsbruck lässt erahnen, in welch traumhafter Kulisse Südtirol liegt. Der Anblick der Dolomiten überwältigt mit einer undefinierbaren Schönheit. Wir reisen aus München an und fahren mitten hinein in das geheimnisvolle “Reich der Titanen”. Unser Ziel ist das Boutiquehotel Schgaguler in Kastelruth. Links abbiegen und die sehr kurvenreiche Straße führt uns zum größten Bergort dieser Region.
Wie von Zauberhand geschaffen
Als eines der markantesten Landschaftswunder gilt die Seiser Alm in den Dolomiten. Sie liegt über 2.000 Meter hoch und ist die größte Hochalm Europas. Winter wie Sommer ist die Seiser Alm zu durchwandern und, dass oft bei strahlendem Sonnenschein. Rund 300 Stunden im Jahr scheint die Sonne. Die zackigen Gebirgstürme reflektieren auf eine besondere Art das Licht – ein atemberaubendes Panoramabild. Aufgrund der Zusammensetzung des Gesteins werden die Dolomiten auch oft als die „bleichen Berge“ bezeichnet.
Mit Beginn des Herbstes verwandeln sie sich jedoch für einige Wochen in glühende Felsen. Sind Zauberer also doch am Werk. Nein, Zauberei ist nicht im Spiel. Die tief stehende Sonne gepaart mit einem strahlend blauen Himmel taucht die einzigartige Gebirgswelt in ein tiefes rot. Auf der Terrasse des Mont Sëuc Bergrestaurants auf der Seiser Alm lässt sich das Naturschauspiel mit einem „Burning Dolomites Aperitivo Lungo“ sowie bei einer Sonnenuntergangswanderung bewundern.
Die schönsten Berge der Welt,
sagt Extrembergsteiger Reinhold Messner
Schgaguler Hotel – Architektur zwischen Avantgarde und Tradition
Der größte Ort am Fuße der Seiser Alm ist Kastelruth. Das Bergdorf mit dem historischen Ortskern beherbergt die dritthöchste Kirche in den Dolomiten. Der barocke Kirchturm ist weit über die dazugehörigen Ortsteile, rund um den imposanten Schlern, sichtbar. Zeitgenössische Architektur fügt sich sehr gelungen zwischen historisch, bemalte Häuser. Das zeigt sich bestens am familiengeführten Hotel Schgaguler.
Im Ortskern von Kastelruth fällt das Haus mit der avantgardistischen Architektur über fünf Etagen sofort auf. Die markanten Giebelbauten definieren die berühmte Südtiroler Bergkette der drei Zinnen. Die schlichte Eleganz gepaart mit alpinem Stil passt in diese einzigartige Bergwelt. Das Hotel wird seit 1986 von Elisabeth und Gottfried Schgaguler geführt. Im Jahr 2018 haben die vier Kinder ein neues Gestaltungskonzept vorgeschlagen und nach einer viermonatigen Komplettrenovierung wiedereröffnet.
Seitdem sind die Rollen neu verteilt:
Die erste, die die Gäste von der Familie kennenlernen ist La Mama. Elisabeth heißt die Gäste an der Rezeption willkommen.
Sohn Martin, der Älteste, war wohl die treibende Kraft alles umzubauen. Er war am Design maßgeblich beteiligt. Martin ist begeisterter Fotograf. Seine beeindruckenden Fotos dekorieren mit Motiven aus der Umgebung die Wände des Hotels.
Tochter Sandra führt das Restaurant. Die Küche ist geprägt von lokalen Spezialitäten, die verfeinert und reduziert auf das Wesentliche eine wahre Gaumenfreude sind. Sandra ist gelernte Sommelière und man sollte ihrer Empfehlung korrespondierender Weine unbedingt folgen. Ein wahrer Genuss nach einem erlebnisreichen Tag.
Tobias und Peter, die beiden Youngsters, leiten mit viel Verve das Hotel und legen großen Wert auf eine individuelle Betreuung der Gäste.
Vater Gottfried ist ausgebildeter Wanderführer – ein wandelndes Lexikon und Geschichtenerzähler par excellence. Er lässt es richtig gruseln bei einer Laternenwanderung durchs nächtliche Kastelruth. Gottfried ist nie um eine Anekdote verlegen, spornt an beim Schneeschuhwandern, dass es ja nur noch zwei Stündchen bis zum Mittagessen auf der Arnikahütte dauert. Und weiter geht es schnaufend durch den tiefen Schnee. Seine Kondition ist top. Unsere lässt doch etwas zu wünschen übrig. Wir kommen trainierter wieder!!!
Die Puflatsch-Umrundung auf der Seiser Alm ist im Winter ein traumhaftes Erlebnis mit unbeschreiblich schönen Panorama-Aussichten. Einen riesigen Spaß macht die Rodelabfahrt zurück ins Tal. Eine gute Übung für ein nächtliches Mondscheinrodeln. Und wieder weiß Vater Gottfried sagenumwobene Gipfelgeschichten zum Besten zu geben.
Autos dürfen tagsüber, aus Umweltgründen, nicht auf die Seiser Alm fahren. Wer es, von den Einheimischen, bis acht Uhr morgens nicht geschafft hat muss den Bus nehmen – wie die Touristen. Nach Saltria, einem sehr kleinen Ort auf der Seiser Alm, darf man abends mit dem Auto fahren. Von dort geht es mit der Schneekatze zur Mahlknechthütte. Warme Kleidung ist ein Muss. Zu viel von dem köstlichen Glühwein sollten die Rodler nicht konsumieren.
Die Rodelfahrt zurück nach Saltria findet in völliger Dunkelheit statt. Von unheimlich bis romantisch. Manchmal blinzelt der Mond durch die schneebedeckten Bäume. Aber zum Glück leuchtet die Stirnlampe hell genug. Damit, nicht aus Versehen die „Abkürzung“ genommen wird – statt der Kurve, geradeaus gerodelt wird. Man würde unweigerlich im Nirgendwo-Winter-Wonderland landen.
Diese wunderbaren Rodel- und Schneeschuherlebnisse sind für Nicht-Skifahrer ein phänomenales Abenteuer. Skifahrer kommen in der Ortsgemeinde Kastelruth – Seiser Alm voll auf ihre Kosten. Von einfach bis hin zu schwierig findet jeder seine dementsprechende Abfahrtsroute.
Zurück im Hotel, freut man sich auf ein Glas.….
Die Hotelbar ist das Herz des Hauses. Barkeeper Peter Stauder kreiert neben den Klassikern Gin Tonic oder Whisky Sour, die beliebten Eigenkreationen Alpin Negroni mit Latschenkiefer oder den Mountain Mule mit einer leichten Schärfe. Er verwendet ausgewählte Spirituosen möglichst aus der Region. So arbeitet er mit der Destillerie zu Plun aus dem Schlerngebiet eng zusammen.
Am Abend mit einem Drink in der Hand am offenen Kamin sitzen und auf das Schlernmassiv blicken, gemütlicher kann ein ereignisreicher Tag nicht ausklingen. Oder, wer noch nicht genug frische Bergluft geschnuppert hat, nimmt eingekuschelt in Decken mit einem Punsch auf der Outdoor-Terrasse Platz. Über die Außentreppe ist das Sonnendeck, die Holzterrasse mit Liegen und dem Outdoor-Whirlpool zu erreichen.
Zeitloses Design
42 Zimmer sind in dem avantgardistischen Bauwerk auf fünf Etagen verteilt. Kein Zimmer gleicht dem anderen. Die Betten aus Kastanienholz – natürlich aus der Region – stehen immer im Fokus des jeweiligen Raumes. Die bodentiefen Fenster in den Zimmern fassen die Dolomiten wie ein riesiger Bilderrahmen ein.
Auch im Restaurant geben große Glasfronten den Blick frei auf das Bergpanorama. Das Restaurant ist unterteilt in kleine Sitzecken aus schlichten, hellen Holzmöbeln. Restaurantmanagerin Sandra Schgaguler verwendet hauptsächlich Zutaten von ansässigen Produzenten aus Südtirol. Kräuter für Tee und Gewürze bezieht sie vom Bio-Kräuterhof Pflegerhof in Seis. Am Abend offeriert ein täglich wechselndes Fünf-Gang-Menü alpin-mediterrane Köstlichkeiten sowie vegetarische Alternativen.
Waldspaziergang oder Gipfelstürmung
Die Umgebung rund um die Hochalm entwickelte sich mit den Orten Kastelruth, Seis am Schlern, Völs am Schlern und Tiers am Rosengarten zu einer ganzjährigen Urlaubsregion. Die Bergriesen bieten jede Menge Abwechslung. Vom Waldspaziergang bis hin zur Gipfelerstürmung. Im Sommer lockt die Fauna in sattgrüne Täler im Winter verzaubert die schneebedeckte Bergwelt. Skifahren, Langlauf, Schneeschuhwandern, Rodeln in allen Schwierigkeitsgraden sind möglich.
Martina Manikowski