The Waterhouse Project gegrillte Calcot
Culture, Travel

Social Fine Dining – The Water House Pro­ject – London

Wir haben die­se Woche eine etwas ande­re Vari­an­te vom Fine Dining ken­nen gelernt. In pri­va­ter Atmo­sphä­re wur­den 9 Gän­ge mit den dazu kor­re­spon­die­ren­den Wei­nen ser­viert. Das gan­ze Team hat frei von ein­ge­ses­se­nen Hier­ar­chien zusam­men­ge­ar­bei­tet und somit ein Will­kom­mens­ge­fühl einer ande­ren Ebe­ne vermittelt.

Zwi­schen Fine Dining und läs­si­ger Athmosphäre

The Water House Pro­ject in Beth­nal Green in Lon­don wur­de von Gabri­el Water­house gegrün­det. Er war frü­her Koch im Miche­lin Star Restau­rant Gal­vin La Cha­pel­le. Gabriel’s Inten­ti­on ist es, die Mit­te zwi­schen dem typi­schen Fine Dining aber in relax­ter und eher infor­mel­ler Atmo­sphä­re zu schaffen.

Das ist ihm auch gelun­gen. Der Ser­vice war her­vor­ra­gend. Sowohl vom Grün­der bis hin zu den Köchen, hat uns jeder mal ein Gericht gebracht und aus­führ­lich erklärt, was sich auf unse­ren Tel­lern befin­det. Eben­so wur­de der Wein prä­sen­tiert. Auf wei­ter­füh­ren­de Fra­gen konn­te prä­zi­se geant­wor­tet wer­den, ein Zei­chen für gutes Trai­ning und Wis­sen des Teams.

The Water House Project

Jeden Monat neu

Die sai­so­na­le Spei­se­kar­te ändert sich monat­lich. Die Qua­li­tät der Zuta­ten ist hoch, auf loka­le und bri­ti­sche Pro­duk­te wird gro­ßer Wert gelegt. Für Fleisch- und Fisch­ge­rich­te wer­den nach­hal­ti­ge Unter­neh­men gewählt, die bewuss­te und ethi­sche Land­wirt­schaft betrei­ben. Die Wei­ne sind prä­zi­se auf die Gerich­te abge­stimmt und kom­men von eher klei­nen Wein­bau­ern über­all aus Euro­pa. Die Wei­ne sind eben­so aus nach­hal­ti­gem Anbau.

Die Art und Wei­se wie in The Water House Pro­ject der Platz reser­viert wird ist eben­so nach­hal­tig. Der Gast bestellt online vor, bei der er Prä­fe­ren­zen oder All­er­gien direkt ange­ben kann. So haben Vege­ta­ri­er oder auch Pesce­tari­er (Fleisch­ver­zicht jedoch nicht auf Fisch, Anm. d. Redak­ti­on) vor ab die Mög­lich­keit anzu­ge­ben, was die Küche für die Gäs­te vor­be­rei­ten soll. Dadurch ent­steht kei­ne Über­pro­duk­ti­on oder ‑bestel­lung der Zutaten.

Käse­eis, Zitro­nen­but­ter und mehr

Das Menu ist expe­ri­men­tier­freu­dig, der Geschmack jedes ein­zel­nen Gerichts aus­ge­wo­gen und deli­kat. Jeder Gang hat uns begeis­tert. Fan­tas­tisch ange­rich­tet wur­de auf hand­ge­fer­tig­ten Töp­fer­wa­ren – her­ge­stellt von der Schwä­ge­rin des Inha­bers, wie wir durch Nach­fra­ge erfuhren.

1. Gang – doppelt

Der 1. Gang waren klei­ne Star­ter-Häpp­chen. Lobs­ter, Kaf­fir Limo­ne und Ter­ra­gon Röll­chen neben Hüh­ner­le­ber­pas­te­ten- und Brom­beer­mar­me­la­den- “Dod­ger” (eng­li­sche Dop­pel­kek­se). Für die Vege­ta­ri­er gab es Maro­nen Par­fait statt der Leber­pas­te­te in dem “Dod­ger”.

2. Gang – knusprig

Das Haus­ge­mach­te Sau­er­teig­brot als 2. Gang wur­de mit cre­mi­ger Zitro­nen­but­ter und Pilz­but­ter ser­viert. Die But­ter wur­de dabei krea­tiv auf einem Stein prä­sen­tiert. Das Brot war fan­tas­tisch und wie es sein soll, innen weich und luf­tig und umhüllt von einer knusp­ri­gen Kruste.

3. Gang – gegrillt

Unser 3. Gang waren gegrill­te Cal­çots – spa­ni­sche grü­ne Früh­lings­zwie­beln, umge­ben von einem Lin­colnshire Söß­chen. Sehr köstlich.

4. Gang – versteckt

Den 4. Gang muss­ten wir erst ent­de­cken. In einem klei­nen Pott war ein Hüh­ner­ei in eng­li­scher Senf­sauce ver­steckt. Eng­li­scher Had­dock und Kar­tof­feln kom­bi­nier­ten den Geschmack her­vor­ra­gend. Eines unse­rer Lieb­lings­ge­rich­te des Abends.

5. Gang – suppig

Der dar­auf­fol­gen­de Gang waren Muscheln. Eben­so einer unse­rer Favo­ri­ten des Abends. Ein­ge­leg­te Zitro­ne, fer­men­tier­te Arti­scho­cke und Schnitt­lauch run­de­ten den Geschmack ab – oder bes­ser, auf. Es war ein her­vor­ra­gen­des Gericht, über wel­ches wir heu­te noch spre­chen. Hier hat uns vor Allem der dazu pas­sen­de Wein gefal­len – Zes­te ist ein oran­ge­ner Wein aus der Loire Gegend in Frankreich.

6. Gang – herzhaft

Der 6. Gang war sehr herz­haft. Sut­ton Hoo Huhn, Sher­ry und Mor­cheln ange­rich­tet mit Bär­lauch. Für die Vege­ta­ri­er gab es hier als Ersatz eine Knol­len­sel­le­rie Ter­ri­ne statt dem Huhn. Die Sau­ce basier­te hier­bei auf Auber­gi­ne, die für den geräu­cher­ten Geschmack sorgt. Dazu wur­de Rot­wein serviert.

7. Gang – Des­sert 1 – käsig 

Dann ging es über zu den Nach­ti­schen. Ein eher ‚neu­er‘ Geschmack gab es beim 7. Gang. Tun­worth Eis­creme, Sau­er­amp­fer und Apfel: Das Käse­eis wur­de mit dem Sau­er­amp­fer und dem süß-säu­er­li­chem Apfel kom­bi­niert und hat unse­re Geschmacks­knos­pen auf jeden Fall gefor­dert. Die­se Kom­bi­na­ti­on war etwas ganz Neu­es auf der Zun­ge. Dazu gab es einen fran­zö­si­schen Apfel­wein, der aus über 20 Apfel­sor­ten her­ge­stellt wird.

8. Gang – Des­sert 2 – süßer

Unser 8. Gang war dann etwas süßer. Topin­am­bu­reis, auch eine Über­ra­schung, kom­bi­niert mit Brom­bee­re, Fen­chel Honig­wa­ben und Gra­nola. Ein Gedicht eines Gerichts. Das Eis hat uns über­rascht und in der Kom­bi­na­ti­on war es vorzüglich.

9. Gang – Des­sert 3 – herz­haft süß

Der 9. Gang kom­bi­nier­te eben­falls typisch Herz­haf­tes mit süßen Zuta­ten und über­rasch­te uns in Kom­bi­na­ti­on und Geschmack. Das fei­ne Knol­len­sel­le­rie – Apfel­tört­chen wur­de mit einer Vanille­creme und Cal­va­dos ser­viert. Der Geschmack des her­ben Knol­len­sel­le­ries domi­nier­te, über­trumpf­te aber nicht die Süße des Des­serts. Es war sehr ausgewogen.

Ende – abgerundet

Alles wur­de am Ende noch abge­run­det von klei­nen Petits Fours: Scho­ko­la­de und Can­nelé. Dazu gab es Kaf­fee oder fri­schen Minztee.

Wer in Lon­don ist, soll­te sich die­ses 9‑Gänge Menu nicht ent­ge­hen las­sen. Am Wochen­en­de bie­tet The Water House Pro­ject auch ver­kürz­te Lunch Menus an – per­fekt um noch ande­ren Akti­vi­tä­ten an einem Wochen­end­trip nachzugehen. 

Text und Pho­tos: MELINA DIECKGRÄBER

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