Culture

Die gro­ße Frage?

Anläss­lich des Ber­li­ner Gal­lery Weekend 2016 lud Gale­ris­tin Isa­bel Bern­hei­mer zu zwei Aus­stel­lun­gen ein

What Would I Die For steht für die gro­ße Frage

Wofür wür­de es sich loh­nen zu ster­ben? In der aktu­el­len Aus­stel­lung sind Arbei­ten von fünf zeit­ge­nös­si­schen Künst­lern zu sehen, die sie spe­zi­ell für das Gal­lery Weekend ange­fer­tigt hatten.

Jan Kuck

Jan Kuck prä­sen­tiert unter ande­rem sei­nen Con­su­mers’ Mar­ti­ni in XXL Grö­ße. Der ehe­ma­li­ge Phi­lo­so­phie­stu­dent und nun mul­ti­me­dia­le Künst­ler kre­iert aus Luxus-Autos, ‑Uhren, Nes­pres­so-Kap­seln und ande­ren Kon­sum­gü­tern einen über­di­men­sio­nier­ten Cock­tail. Die­se Zuta­ten ver­deut­li­chen die ver­gäng­li­chen Objek­te, für die vie­le Kon­su­men­ten heu­te ster­ben wür­den. In sei­ner Kunst ist Jan Kuck schon immer auf die The­men des Ver­brauchs und der Über­pro­duk­ti­on ein­ge­gan­gen. Sei­ne Wer­ke, die die­ses The­ma wider­spie­geln, prä­sen­tiert er in Kür­ze auch bei der dies­jäh­ri­gen Archi­tek­tur Bien­na­le in Venedig.

Chris­to­pher Thomas

Auf der ande­ren Sei­te vom Con­su­mers’ Mar­ti­ni prä­sen­tiert der inter­na­tio­nal bekann­te Pho­to­graph Chris­to­pher Tho­mas eine auf Gold gedruck­te Pho­to­gra­phie eines Models mit rie­si­gen künst­li­chen Brüs­ten und zeigt damit den ins absur­de gehen­den Über­fluss von sexu­el­len Inhal­ten in unse­rer Gesellschaft.

Gos­ia Warrink

Lip­pen­stift­ab­güs­se von Gos­ia War­rink. Die Ber­li­ner Desi­gne­rin visua­li­siert die­sen Aspekt der moder­nen Weib­lich­keit mit ihrer Skulp­tur “2,7” – einem Magen, geformt aus 2,7 kg Lip­pen­stift­ab­güs­sen, der auf einer Küchen­waa­ge liegt. Im Durch­schnitt „essen“ Frau­en in ihrem Leben 2,7 kg Lip­pen­stift. Die Arbeit „Cake Chan­de­lier“ ist eine Kom­bi­na­ti­on aus Stahl­tor­ten­rin­gen, einer Alu­mi­ni­um­back­form, vie­len Metern Tex­til­ka­bel und Glüh­bir­nen. Der ele­gant wir­ken­de und zugleich mini­ma­lis­ti­sche Lüs­ter setzt war­me Lichtakzente.

Andre­as Blank

Bild­hau­er Andre­as Blank stellt sei­ne Visio­nen in einen Raum, der mit Objek­ten aus bear­bei­te­tem Mar­mor gefüllt ist. Eine Instal­la­ti­on besteht aus stei­ner­nen auf­ein­an­der gesta­pel­ten Trans­port­pa­let­ten- und Podes­ten. Die Gegen­stän­de sind so auf­ein­an­der geschich­tet, dass sie bei­na­he dem Ishtar Tor glei­chen. Auf den ers­ten Blick könn­te man den­ken, das Tor besteht bloß aus pro­fa­nen, eher zufäl­lig abge­stell­ten Gegen­stän­den. Auf den zwei­ten Blick ist zu erken­nen, dass die­se Gegen­stän­de aus den ver­schie­dens­ten Mar­mor­ar­ten gear­bei­tet sind.

Alex­an­der Deuble

Last but not least, greift der Mün­che­ner Künst­ler Alex­an­der Deub­le mit sei­nem (S)Triptychon auf die mit­tel­al­ter­li­che Bild­form zurück und gestal­tet das tra­di­tio­nel­le christ­li­che Andachts- oder Altar­bild in einem ganz neu­en Kon­text. Drei LED-Licht­ob­jek­te sind über die gesam­te Wand ver­teilt gehängt und jeweils mit einem Dol­lar­zei­chen, einem Stern und einem Herz ver­se­hen. For­ma­l­äs­the­tisch hin­ge­gen rekur­rie­ren die drei Licht­ob­jek­te von „Tri­pty­chon“ auf Licht­ele­men­te aus moder­nen Strip­tease­lo­ka­len und Nacht­clubs und sind inhalt­lich von dem zwi­schen 1954 – 1956 ent­stan­de­nen Essay „Strip-tease“ von Roland Bar­thes aus dem Sam­mel­band Mythen des All­tags inspiriert.

SPIELRAUM

Danie­le Sigalot

Die Solo-Show „SPIELRAUM“ vom Blue & Joy Künst­ler Danie­le Sig­alot führt durch vier Räu­me, in denen die Wirk­lich­keit außer Kraft gesetzt scheint. In sei­nem Ber­li­ner Debüt über­rascht den Besu­cher am Ein­gang die monu­men­ta­le Alu­mi­ni­um-Skulp­tur SPIELRAUM, die mit tau­sen­den „Papier­flug­zeu­gen“ eine umfang­rei­che gra­zi­le Flot­te bil­det. Es han­delt sich um ein arche­ty­pi­sches Bild, ein Sym­bol, das Vor­stel­lungs­kraft und Fan­ta­sie frei­setzt. In den ande­ren drei Räu­men wer­den Arbei­ten des Künst­lers gezeigt, die der Kunst, der Zukunft und dem Schick­sal gewid­met sind. Sie dre­hen sich um die Welt der Wer­bung, in der nach Auf­fas­sung von Danie­le Sig­alot eine Gleich­set­zung des mensch­li­chen Geis­tes mit einer Maschi­ne, die „Ideen aus­spuckt“, ein­ge­tre­ten ist. Krea­ti­vi­tät um jeden Preis ist ange­sagt, was nicht immer die erhoff­ten Ergeb­nis­se liefert.

Alle Kunst­wer­ke, die wir hier prä­sen­tie­ren, spie­len mit der Fal­le des Über­kon­sums und der Über­pro­duk­ti­on, in die wir als moder­ne Men­schen leicht fal­len können,

sagt Isa­bel Bern­hei­mer. „Es ist unser Vor­ha­ben, jun­ge Künst­ler mit ihren Ideen zu unter­stüt­zen, die Absur­di­tä­ten unse­rer Gesell­schaft wider­zu­spie­geln und den Besu­chern die­se bewusst zu machen.“

Unter dem Mot­to „I live and brea­the art“, setzt die Agen­tur Bern­hei­mer Con­tem­po­ra­ry mit ihrer Che­fin Isa­bel Bern­hei­mer auf die Arbeit von auf­stre­ben­den wie bereits eta­blier­ten Künst­lern und zeigt inno­va­ti­ve Show-Kon­zep­te, indem sie auf ihre eige­ne jah­re­lan­ge Erfah­rung und das inzwi­schen über 150 Jah­re alte Wis­sen ihrer Kunst­händ­ler-Fami­lie zurückgreift.

Info

Ber­lin Gal­lery Weekend
April 27 – May 31
Tues­day – Satur­day 12:00 – 19:00

Mon­bi­joustr. 2, 10117 Berlin

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