Ich werde meine Portraits weiter zeichnen, solange ich kann.
Manfred Bockelmann
Die Auftaktveranstaltung berührte und stimmte sehr nachdenklich
Seit 37 Jahren finden die jüdischen Kulturtage München statt. Mit Konzerten, Ausstellungen und Lesungen geben sie Jahr für Jahr vielfältige Einblicke in die jüdische Kultur, Tradition und das Leben.
Eröffnet wurden in diesem Jahr die 37. Jüdischen Kulturtage München mit der Vernissage „Zeichnen gegen das Vergessen“ vom Künstler Manfred Bockelmann. Im Hubert-Burda-Saal im Jüdischen Zentrum in München stellte Manfred Bockelmann 30 seiner insgesamt über 100 auf XXL-Leinwänden mit Kohle gezeichneten Kinderportraits aus. Sie sind die jüngsten und unschuldigsten Opfer des grausamen NS-Regimes, die im Holocaust ermordet wurden.
Bockelmann möchte mit seiner Werkreihe die Kinder zurück ins Leben holen. Zumindest einigen wenigen ein Gesicht geben, sie aus der Anonymität herausholen und ihre Geschichten erzählen.
“Ich möchte den Betrachter in die Augen von Menschen blicken lassen, an die wir uns sonst nicht mehr erinnern würden”, sagte Manfred Bockelmann über seine Bilder. Genau dadurch entfalten seine Bilder, die er vor allem an junge Menschen adressiert, ihre eindrucksvolle Kraft.
Die Ausstellung mit den beeindruckenden Portraits war leider nur für drei Tage zu sehen.
Gezeigt wurde auch der über das Kunstprojekt ausgezeichnete Film von Regisseurin Bärbel Jacks.
Gastgeberin, Judith Epstein, Vorsitzendende der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e. V., betonte in ihrer Rede, wie wichtig es sei, die Vielfalt und den Reichtum der jüdischen Kultur und Tradition aufzuzeigen. Die 37. Jüdischen Kulturtage München 2023 wollen ein festes Zeichen der Verbundenheit und Solidarität mit dem jüdischen Leben in der Münchner Stadtgesellschaft setzen. Das Credo „Zeichnen gegen das Vergessen“ bedeutet Lernen aus dem, was war.
Hausherrin Dr. h. c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, kommentierte:
“Mitgefühl kann man üben und Mitgefühl kann man lernen.
Das geht durch nichts besser als durch den Blick in das Gesicht eines Kindes.
Genau das ermöglicht Manfred Bockelmann mit seinen Bildern und dafür sind wir ihm zu tiefem Dank verpflichtet.“
Die Bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus, Anna Stolz, sagte in ihren Grußworten:
„Diese Ausstellung setzt ein wichtiges Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus und für ein gutes Miteinander in unserem Land. Die Bilder geben den Opfern, denen man unermessliches Leid angetan hat, ein Gesicht, berühren unsere Seele und lassen uns innehalten. Damit ist die Ausstellung ein wertvoller Beitrag gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur.“
Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, ermutigte jeden Einzelnen, sich gegen Antisemitismus einzusetzen.
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens setzten mit ihrer Teilnahme an der Veranstaltung ein Zeichen der Verbundenheit und Solidarität mit dem jüdischen Leben in der Stadtgesellschaft.
Musikalisch begleitet wurde die Vernissage vom Kinderchor „Hasamir“ unter der Leitung von Luisa Pertrsovska und dem Chor „Druschba und Simcha“ unter der Leitung von Larissa Nesterenko und Tamara Umanskaja mit der Solistin Laura Kaufmann und dem Pianisten Igor Bruski.
Beeindruckend. Schauspielerin Sunnyi Melles rezitierte das Gedicht „Todesfuge“ von Paul Celan.
Weitere Highlights der 37. Jüdischen Kulturtage waren:
Der Festakt nach dem Motto „Die Sprache der Kultur verbindet“. Es traten auf das Vokal-Ensemble „Mafteach Soul“ sowie die hochtalentierten Zwillinge Franziska & Melanie Überreiter, die das Publikum mit jüdischen Klängen des Broadways begeisterten.
Burgschauspieler Heinz Marecek las aus Erwin Javors Buch „Ich bin ein Zebra: Eine jüdische Odyssee“ vor.
Das Konzert der Klezmer Angels faszinierte die Zuhörer.
Photos: 1. Photo oben Aufstellungsaufbau Manfred Bockelmann_C_Lukas Woegerer,
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