Design

Trend zum Home Office

Roter Stuhl steht vor Schreibtisch
Miso­so­up­de­sign

My Home is my Office

Lap­tops und Han­dys machen es mög­lich: Vom Lie­ge­stuhl aus lässt sich eben­so gut arbei­ten wie vom hei­mi­schen Sofa. Laut einer im Rah­men der Stu­die „Arbei­ten in Deutsch­land“ durch­ge­führ­ten Umfra­ge des Insti­tuts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und dem Kar­rie­renetz­werk XING hat sich der Anteil abhän­gig Beschäf­tig­ter in Deutsch­land, die zumin­dest in Aus­nah­me­fäl­len mobil oder von zu Hau­se aus­ar­bei­ten, von 32 auf 38 Pro­zent erhöht. 

Vor allem jün­ge­re Arbeit­neh­mer nut­zen das Home Office. „In unse­rer Gesell­schaft voll­zieht sich ein Wer­te­wan­del, durch den The­men wie Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf oder die Inte­gra­ti­on von Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten und ehren­amt­li­chem Enga­ge­ment im beruf­li­chen All­tag einen viel höhe­ren Stel­len­wert bekom­men“, erklärt IZA-Chef Hil­mar Schnei­der den Trend zum Home Office. Die Vor­aus­set­zung dafür schafft die fort­schrei­ten­de Digitalisierung.

Doch wie sieht das idea­le Home Office aus? 

Für Bar­ba­ra Schwaibold vom Indus­trie­ver­band Büro und Arbeits­welt (IBA) ist das Home Office das Büro der Zukunft. Sie sagt: „Wenn kein sepa­ra­ter Arbeits­raum zur Ver­fü­gung steht, besteht die Her­aus­for­de­rung bei der Ein­rich­tung von Home­of­fices dar­in, Beruf­li­ches und Pri­va­tes einer­seits zu kom­bi­nie­ren und ande­rer­seits sinn­voll zu tren­nen. Wie die­se Ver­bin­dung aus­se­hen wird, hängt künf­tig vor allem davon ab, wie lan­ge im Home-Office gear­bei­tet wird und wel­che Tätig­kei­ten dort erbracht werden.“ 

Wer nur mal eben zwi­schen­durch noch die eine oder ande­re Auf­ga­be zu Hau­se erle­digt, kann zwi­schen Sekre­tär ähn­li­chen Tischen, Steh­pul­ten und neu­en Ses­sel­va­ri­an­ten mit inte­grier­ter Abla­ge­flä­che für Lap­top oder Tablet aus­wäh­len. Zugleich voll­zieht sich auch in der Büro­ein­rich­tung ein Wan­del. Statt ste­ri­ler Schreib­stu­ben in drö­gem Grau-Beige zie­hen zuneh­mend natür­li­che Mate­ria­li­en wie Holz in die Büros ein, wie auf der Orga­tec zu sehen war. 

Schreibtisch mit Stuhl steht im Flur
Schreib­tisch von Zanot­ta, Cala­mo Desk

Ein Regal als Raumteiler

Die Köl­ner Mes­se stell­te Lösun­gen für neue Arbeits­wel­ten vor, in denen sich agi­le Arbeits­kon­zep­te wie „Design Thin­king“ wider­spie­geln. Vie­le der dort vor­ge­stell­ten Pro­duk­te eig­nen sich auch für das Home Office, zum Bei­spiel eine neue Gene­ra­ti­on ver­stell­ba­rer Kon­fe­renz­stüh­le. Sie sind zwar nicht opti­mal ergo­no­misch ein­stell­bar, sehen aber bes­ser aus als her­kömm­li­che Schreib­tisch­stüh­le und sind beque­mer als ein nor­ma­ler Esstischstuhl. 

Wer kei­nen Platz für ein eige­nes Arbeits­zim­mer hat, der soll­te sich zumin­dest um eine opti­sche Tren­nung des Arbeits­be­reichs bemü­hen. Steht der Schreib­tisch im Schlaf­zim­mer, sieht man die Arbeit selbst beim Schla­fen­ge­hen und nimmt sie qua­si mit ins Bett. Ein Regal als Raum­tei­ler kann hel­fen. Dort ist auch Platz für Ord­ner und Schreib­uten­si­li­en. Dass vie­le Heim­ar­bei­ter heu­te mit einem Lap­top arbei­ten, macht sie nicht nur unter­wegs, son­dern auch in der Woh­nung flexibel. 

Wenn der hells­te Raum tags­über das Wohn­zim­mer ist und man sich dort wohl fühlt, lässt sich die Arbeit auch dort­hin ver­le­gen. Um Ord­ner, Stif­te, Locher, eine Schreib­tisch­lam­pe und Notiz­zet­tel immer dabei zu haben, kön­nen sie die­se Uten­si­li­en in einen Roll­con­tai­ner ver­stau­en und an den jewei­li­gen Arbeits­ort schie­ben, sei es die Küche, der Ess­tisch oder die Ter­ras­se. Aller­dings ist die­se Lösung eher etwas für gele­gent­li­che Arbeits­ein­sät­ze zu Hau­se. Wer viel Zuhau­se am Com­pu­ter arbei­tet, soll­te dar­auf ach­ten, dass Schreib­tisch und Stuhl ergo­no­misch sind. Im Opti­mal­fall ist die Tisch­plat­te höhen­ver­stell­bar, sodass man auch im Ste­hen arbei­ten kann.

Sekre­tä­re brau­chen wenig Platz

Ein Come­back erle­ben seit eini­gen Jah­ren Sekre­tä­re. Die klei­nen Schreib­ti­sche gibt es in klas­si­scher oder moder­ner Aus­füh­rung. Sie sind nicht so groß und klo­big wie ein Schreib­tisch, bie­ten aber Platz für einen Lap­top und Schreibutensilien. 

Auch wenn die neu­en Sekre­tä­re kei­ne Raum­wun­der und als allei­ni­ger Arbeits­platz etwas knapp bemes­sen sind, für Men­schen, die wenig Platz haben und nur gele­gent­lich zu Hau­se arbei­ten, stellt er aber eine gute Alter­na­ti­ve zum Schreib­tisch dar. Im Flur, im Wohn- oder im Schlaf­zim­mer machen sich die Tisch­chen glei­cher­ma­ßen gut.

Sekre­tä­re haben zudem den Vor­teil, dass Tech­nik und Unter­la­gen schnell ver­staut wer­den kön­nen und so auch mal aus dem Sicht­feld verschwinden, 

sagt Bar­ba­ra Schwaibold

Kein Platz für Überflüssiges

“Vor­läu­fer der heu­ti­gen, meist fili­gra­nen Sekre­tä­re war der soge­nann­te Schreib­schrank“, weiß Bar­ba­ra Schwaibold. „Suk­zes­si­ve ent­wi­ckel­te sich aus dem ursprüng­lich recht kom­pak­ten Möbel der Sekre­tär, ein Tisch mit auf­ge­setz­ten Schrank­mo­du­len und Auf­be­wah­rungs­ele­men­ten der deut­li­che Par­al­le­len zu heu­ti­gen Schreib­ti­schen mit Orga­ni­sa­ti­ons­mo­du­len in der soge­nann­ten drit­ten Ebe­ne aufweist.“ 

Das Innen­le­ben des Sekre­tärs „Nota“ von e15 hat die Ber­li­ner Archi­tek­tin Eli­sa­beth Lux durch ver­ti­ka­le und hori­zon­ta­le Fächer struk­tu­riert. Sie bil­den einen farb­li­chen Kon­trast zu der puris­ti­schen Ober­flä­che in Dun­kel­grau oder Weiß. Die Arbeits­plat­te lässt sich auf­klap­pen, wenn man sie benö­tigt, und ver­steckt sonst das Heimbüro. 

Auf den Retro-Cha­rak­ter der Sekre­tä­re spielt der Name des Tisch­chens „Nove­list“ von Chris­to­phe Pil­let für Lema an. Er ruht auf einem gekreuz­ten Metall­stän­der und besteht aus edlem Wal­nuss­holz. Die Arbeits­flä­che ist mit Leder aus­ge­klei­det. In einem auf­klapp­ba­ren Fach ist Platz für Stif­te. Die schma­len Schub­la­den bie­ten in dem Tisch­chen struk­tu­rier­ten Stau­raum, der den Besit­zer zur Ord­nung erzieht. Hier ist kein Platz für Überflüssiges. 

Mehr eine Abla­ge als ein eigen­stän­di­ger Tisch ist das Modell „Mam­ba“ von MDF Ita­lia. Desi­gner Vic­tor Vasi­lev hat­te ein Band im Sinn, das sich orga­nisch an der Wand ent­lang schlän­gelt. Immer wie­der ver­jüngt sich die matt­wei­ße Flä­che aus Cris­t­al­plant. Eine LED-Leuch­te taucht die Unter­la­gen von oben ins rech­te Licht. 
Judith Jen­ner

weiße Stühle vor weißen Schreibtischen an Wand
Mam­ba von MDF Italia

Der Arti­kel erschien bereits in der celes­Que Print-Aus­ga­be 2019/​10. Aus aktu­el­lem “Corona”-Anlass dach­te die Redak­ti­on den Arti­kel – my Home is my Office – nun auch auf unse­rer Web­sei­te zu ver­öf­fent­li­chen. Viel­leicht fin­det der ein oder ande­re Leser Inspi­ra­tio­nen für sein Home Office. 

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