Den Kant-Garagen wurde wieder Leben eingehaucht. Lange Zeit war ungewiss, wie die Bauhausikone genutzt werden sollte. Sie stand schon mal kurz davor platt gemacht zu werden, aber zum Glück verhinderte der strenge Denkmalschutz den Abriss.
Erbaut wurden die Kant-Garagen 1930 von den Architekten Lohmüller Korschelt & Renker in Zusammenarbeit mit Hermann Zweigenthal und Richard Paulick. Den Bauauftrag – im Stil der neuen Sachlichkeit – erteilte der jüdische Ingenieur Louis Serlin. Den Krieg überlebte die Hochgarage fast unbeschadet. Bis zu Beginn der 2000er Jahre diente sie als Parkhaus und die im Erdgeschoss legendäre Tankstelle mit Werkstatt musste 2017 Platz machen, ja für was? Den Verfall?
Anstatt Autos – Designermöbel und Kunst
Wo früher Autos standen sind jetzt schicke Designermöbel auf allen Ebenen zu sehen und Kunstwerke sind an den Wänden der architektonisch außergewöhnlichen Doppelhelix ausgestellt. Das komplette Gebäude ist restauriert, renoviert und riecht frisch. Kein Benzingeruch wabert mehr in der Luft, keinerlei Ölflecken auf den Betonböden zeugen von der einstigen Nutzung.
Eigentümer der Immobilie ist seit einigen Jahren die Berliner Unternehmer Familie Gädeke. Die sanierte das Gebäude denkmalgerecht, errichtete gleich daneben noch einen Hotelneubau und fand für beide Objekte einen Mieter. Die historischen Kant-Garagen sind der neue Standort des stilwerk Berlin. Über die vier Etagen des Baudenkmals verteilt präsentieren sich in der ehemaligen Hochgarage Interior Design, Lifestyle Marken, Händler und Servicedienstleister.
Die Location ist schon einzigartig
Im Erdgeschoss sind Lifestyle-Artikel, Wohnaccessoires, Papeterie-Artikel und Blumen zu finden. Im hinteren Bereich wird eine Bar mit Restaurant zum Verweilen einladen. Die Terrasse auf der Rückseite des Gebäudes befindet sich idyllisch begrünt zwar am Bahndamm, aber die akribisch restaurierte gläserne Vorhangfassade ist sehr beeindruckend.
Nach oben in die anderen Stockwerke kommt man über die Doppelhelix-Wendelrampe. Die spiralförmigen Rampen sind jeweils übereinander versetzt angeordnet. Zur damaligen Zeit eine Sensation. Jetzt auch wieder spannend, denn Besucher laufen auf dem „art walk“ – den Auf- und Abfahrten – nach oben bzw. nach unten. Die nackten Wände schmücken wechselnde Kunstausstellungen.
Ein “Boxenstopp” sollte auf jeder Etage eingelegt werden. Auf den offenen Flächen wird Interior Design präsentiert sowie in den Oktagonen, um die sich die Rampen spiralförmig schlängeln. Einmalig sind die historischen „Heinrichsboxen“, in denen nun modernes Design inszeniert wird. Die Boxen dienten als Garagen, die mit ihren weltweit einzigartigen Schiebetoren jeweils verschlossen wurden. Die Schienen und Tore wurden gereinigt, geölt und geschmiert und laufen heute wahrscheinlich besser denn je.
Designfans werden in dem denkmalgeschützten Parkhaus vom Klassiker bis zur Avantgarde, von der Küche bis zum Arbeitszimmer, von der Planung bis zur Einrichtung, vom Showroom bis zu digitalem Shopping inspirierenden Ideen begegnen.
Design ganzheitlich erlebbar zu machen, das ist unser Credo,
sagt stilwerk Inhaber Alexander Garbe.
Die 5. Etage dient als Eventfläche. Mit einer imposanten Deckenhöhe von über fünf Metern und einer Kombination aus Industrial Design und historischem Kern bietet der Eventspace Platz für ca. 500 Personen über den Dächern Berlins.
Vom Designcenter direkt ins Designhotel
Die Lounge des Designcenters ist gleichzeitig der Check-In für das anliegende Hotel. Der Gast gelangt dann von dort direkt zum stilwerk Hotel KantGaragen. Beide Häuser sind mit einem Gang verbunden. Direkt von der Kantstraße betreten die Gäste das Hotel über den integrierten Bookstore mit kleinem Café.
Der Hotelneubau, ein Entwurf der Berliner Architekten Nalbach & Nalbach, wurde auf der Fläche der ehemaligen Werkstatthalle errichtet. Davor befand sich dort die im 2. Weltkrieg zerstörte Villa des Gärtnereibetriebes Schulze.
61 Studios in den Kategorien S, M, L und XL bieten einen gekonnten Mix aus Designikonen, extravaganten Details, angenehmen Komfort und urbaner Lässigkeit. Alle „Studios“ sind mit einem Kingsize Bett sowie Leuchten, Teppichen und Accessoires aus dem stilwerk Kosmos ausgestattet.
Designerlebnis ergänzt um Kunst, Kultur, Gastronomie und Hospitality
Seit 2019 setzt stilwerk auf die Verbindung von Retail und Hospitality. Mit diesem Konzept gelangt das Interior Design Angebot vom Showroom in reale Wohnsituationen und ermöglicht das unmittelbare Erleben kuratierter Räume: Design zum Anfassen, Probewohnen, Probeschlafen und bei Begeisterung ggf. Nachzukaufen.
Martina Manikowski