Puerto Ricos neuer Wanderweg Noreste Trail führt durch den tropischen Regenwald El Yunque
Vom Meer bis zum Gipfel
Nur etwa eine Stunde östlich von Old San Juan entfernt beginnt der tropische Regenwald El Yunque. Wer die Hauptstadt mit den kopfsteingepflasterten Straßen und der farbenfrohen spanischen Kolonialarchitektur hinter sich lässt, erlebt im einzigen tropischen Regenwald im U.S. National Forest System zwitschernde endemische Vögel wie den heimischen Papagei, grüne Mangovögel und quakende Pfeiffrösche.
Durch den Regenwald führt eine neuer Mehrtageswanderweg, der sich über sechs Etappen erstreckt. Von der Küste bis zu den Berggipfeln. Der Noreste Trail durchquert vier Gemeinden sowie einige Schutzgebiete der Insel und präsentiert den Wanderern die vielfältige Landschaft Puerto Ricos.
Versteckte Strände, farbenfrohe Orte und steile Pfade
An der nordöstlichen Spitze in Fajardo beginnt der anspruchsvolle Wanderweg. Rund 58 Kilometer schlängelt der Pfad sich durch den Corredor Ecológico del Noreste zwischen Fajardo und Luquillo. Auf dem ersten Teil der Route sind Korallenriffe und eine der drei biolumineszierenden Buchten zu bewundern.
Im Dunkeln: Kajakfahren in biolumineszierenden Buchten
Als Biolumineszenz wird die Lichterzeugung durch Lebewesen bezeichnet. Puerto Rico beherbergt drei der weltweit fünf biolumineszierenden Buchten: Fajardo Bioluminescent Bay, La Parguera und Mosquito Bay in Vieques – die mit Abstand hellste Bucht. Diese seltenen Ökosysteme entstehen, wenn die Konzentration von Plankton hoch genug ist, um den „Glow-in-the-dark“-Effekt zu erzeugen. Besucher genießen dieses surreale Erlebnis nachts in einem Glasbodenkajak. Bei jedem Spritzer leuchten nicht nur die Organismen selbst in einem neonblaugrünen Farbton, sondern auch alles, womit sie in Berührung kommen.
Je nachdem, wie viel Zeit man sich lässt ergibt sich die Möglichkeit an versteckten Stränden zu schnorcheln und durch die bunten Ortschaften zu stöbern. Bis es schließlich entlang steiler Pfade durch den Regenwald geht. Auf einer Höhe von 760 Metern über dem Meeresspiegel befindet sich der höchste Punkt von El Yunque, der so genannte Nebelwald. Ein unglaubliches Erlebnis für Backpacker.
Einsame Wanderung, üppige Vegetation und pfeifende Frösche
Es ist recht unwahrscheinlich, dass Wanderer auf der Noreste-Route anderen „Abenteuerlustigen“ begegnen. Von daher werden die Aktivurlauber den tropischen Regenwald mit seiner artenreichen Flora und Fauna, den zahlreichen Wasserfällen und Flüssen ganz für sich allein genießen können. Erfahrene Backpacker wissen, was sie für eine sichere Wanderung in dieser heißen und Luftfeuchten Umgebung an Gepäck mitführen müssen. Für alle anderen Hobbywanderer gilt so wenig wie möglich natürlich nur leichtes Gepäck und unbedingt ausreichend Trinkwasser einzupacken.
Einige Abschnitte der Wanderung sind mehr als nur herausfordernd. So sind zum Beispiel Flüsse zu überqueren. Deshalb sollten die Abenteurer genug Zeit und Zwischenstopps für Rast und Verpflegung einplanen. Sechs Haltepunkte sind auf der Route als Übernachtungslager markiert.
Die sicherlich müden Wandersleute werden in der idyllischen Umgebung der Nachtquartiere in einen tiefen, erholsamen Schlaf fallen. Es sei denn, der gewaltige Schrei des Coqui-Frosches lässt sie aus ihren Träumen aufwachen. Der kleine nur wenige Zentimeter große Frosch verdankt seinen Namen seiner kräftigen Stimme, denn der zweisilbige Pfiff des Männchens klingt wie „ko- qui“. In der üppigen Vegetation ist das wohl berühmteste Tier Puerto Ricos kaum zu entdecken.
Der Weg endet am El Toro Trailhead, einem erhöhten Bereich am westlichen Rand von El Yunque. Die ereignisreiche Wanderung ist sicher ein besonderes Erlebnis für jeden, aber zum Schluss die sagenhafte Aussicht auf den Regenwald ist nicht zu toppen.
El Yunque – ein Abenteuertraum
Als einziger tropischer Regenwald im U.S. National Forest System ist El Yunque ein Traum für Abenteurer. In diesem beeindruckenden Naturgebiet gibt es 240 Baum- und Straucharten sowie zahlreiche Wasserfälle, Flüsse, Bäche und Ströme. Der Regenwald gilt in der puerto-ricanischen Kultur als heilig. Im südlichen Teil sind sogar noch Taíno-Petroglyphen zu finden, die darauf hinweisen, dass der Wald für die Ureinwohner der Insel schon immer von großer Bedeutung war.
Martina Manikowski